Textilboom

Sachsen und dieTextilindustrie

Schon früh begann die sächsische Textilindustrie ihre Produktion. Was mit einzelnen Webstühlen und kleinen Spinnereien begonnen hatte, wurde durch die Industrialisierung zu einer bedeutenden Branche ausgebaut. Viele tausend Menschen fanden dabei eine sichere, wenn auch oftmals unter schlechten Arbeitsbedingungen stehende Aufgabe, um ihren täglichen Lohn erwirtschaften zu können. Dabei gab es mit den Regionen Crimmitschau-Meerane-Glauchau, dem Erzgebirge und dem Vogtland gleich drei große Gebiete in Sachsen, in denen immer mehr Betriebe zur Herstellung von Stoffen und Geweben entstanden. Vor allem im Vogtland, wo bis heute die Plauener Spitze® produziert wird, gab es sehr viele Fabriken der Branche.

Und mit dem Ausbau der Textilbranche in Sachsen mussten auch die Zulieferer wachsen. Wurden am Anfang noch Maschinen genutzt, die auf englischen Technologien basierend arbeiteten, erforderte die steigende Nachfrage nach immer mehr Stoffen auch die Verbesserung der Maschinen und ein Umdenken in der Beschaffung der Webstühle. So erfuhren viele sächsische Hersteller einen Aufschwung in der Webstuhlproduktion, sodass die entsprechende Zulieferindustrie in Sachsen ebenso positiv beeinflusst wurde. Die eng verwobene Zusammenarbeit der beiden Branchen Textilindustrie und Textilmaschinenbau, sollte zudem weitere innovative Errungenschaften hervorbringen. Als gutes Beispiel zählt dabei auch die sächsische Strumpfproduktion, die einen großen Anteil weltweit einnehmen konnte.

Um glatte Baumwolle hübscher zu gestalten, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in dem sächsischen Ort Plauen die Plauener Spitze® entwickelt, die durch neue Maschinen und einer steigenden Anzahl von produzierenden Fabriken so viel davon herstellen konnte, dass die Stadt eine der reichsten in Sachsen wurde. Ein weltweiter Umsatz der kostbaren Ware sichert auch heute noch den in Plauen und der näheren Umgebung ansässigen Firmen einen bedeutenden Kundenstamm, der die Spitze in vielfachen Formen, wie zum Beispiel auf Gardinen, Servietten, Tischdecken oder auch Kleidern liebt. Es gibt neben der bekannten Spitze aber noch einen weiteren wichtigen Zweig der Textilindustrie, der aus Plauen kommt. So ist dort ein wichtiger Standort für die Produktion von Plissees, die wir als Sichtschutz bei Fenstern kennen, welche die dort ansässige Firma zum weltweiten Marktführer gemacht hat.

Viele tausende Menschen arbeiteten lange Zeit im Industriezweig Textil in Sachsen, bis mit der Wende, Ende der 80er Jahre, dieser aufgrund der neuen Konkurrenz aus Nahost und dem entsprechenden Preisdruck, fast nahezu stillgelegt wurde. So sanken die Mitarbeiterzahlen von einstmals 300.000 auf weniger als 50.000, was nicht nur die Branche in Sachsen nahezu zum Erliegen brachte, es wurden damit von heute auf morgen vielen Menschen die Zukunft genommen, die bis dahin stets gesichert war. Heute arbeiten in dem Zweig schätzungsweise noch 15.000 Menschen, die auf ca. 250 Unternehmen aufgeteilt sind. Doch hat sich die Produktion verändert. Wurde früher mehr auf Masse gesetzt, finden wir heute eher die Produktion von höherwertigen Textilien für Bekleidung, aber auch technischer Textilien für die Industrie in den Produktkatalogen der ansässigen Hersteller. Außerdem hat sich die Herstellung grundlegend verändert, denn wo damals noch fleißige Näherinnen und Weberinnen ihrem täglichen Tagewerk nachgegangen sind, ersetzen heute moderne Maschinen die beschwerliche Arbeit.

Für die Zukunft ist es daher auch für die Textilbranche in Sachsen wichtig, sich immer wieder neu zu erfinden. Es müssen neue Wege gefunden werden, welche die Branche mit neuen funktionalen Stoffen zu einem innovativen Industriezweig in Sachsen hervorheben kann.

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